Vilmas Deckname ist Annette Schmidt. Sie ist in einer Gruppe junger Frauen zusammen mit Friedl Weizenbaum, Rosl Funk, Irma Schwager, Liesl Barta, Maria Weißgerber und Trude Blaukopf. Die Arbeit besteht darin, deutsche Soldaten auf der Straße anzusprechen und sich „aufreißen“ zu lassen, wobei die Frauen immer zu zweit gehen und auch meistens zwei Soldaten zusammen ansprechen. Sie tun so, als ob sie spazieren gingen, wobei sie die Nähe von Kasernen und belebte Boulevards bevorzugen. Auch mit der Métro fahren sie gerne, weil sich dort viele deutsche Soldaten aufhalten. Da können sie sich in ein Gespräch einmischen, insbesondere wenn sich die Soldaten in Paris noch nicht gut auskennen. Die jungen Frauen sprechen auf der Straße und in der Métro Deutsch, damit man sie für Deutsche hält. Dabei werden sie oft von Franzosen angerempelt, weil diese glauben, die „Mädel“ seien Soldatenbräute der Deutschen. Um aufzufallen, klagt zum Beispiel eine laut, sie habe arge Zahnschmerzen. Es ist kein Problem, angesprochen zu werden, es findet sich immer ein Soldat, der sich auf ein Gespräch einlässt. Franz Marek empfiehlt den jungen Frauen, den Soldaten zunächst einmal zuzuhören, sie erzählen zu lassen, wie sie leben und wie sie sich in Frankreich fühlen, von ihnen zu hören, wie die Stimmung in der Armee ist und was die anderen Soldaten sagen. Die Frauen nennen diese Arbeit scherzhaft, „auf den Strich“ oder „auf Aufriss“ gehen. Zunächst sollen die Soldaten auch diesen Eindruck haben. Sie sind meistens jung, nicht älter als 25 oder 27 Jahre. Die Frauen helfen den Soldaten unter anderem beim Übersetzen in Geschäften oder auf Märkten und verwickeln sie nach und nach in politische Gespräche, in Gespräche über den Krieg, den Faschismus und Nationalsozialismus und versuchen, sie von der Sinnlosigkeit des Kriegs zu überzeugen, sie gegen das NS-Regime aufzuhetzen und sie aufzufordern, zu desertieren oder bei passender Gelegenheit auf die andere Seite überzuwechseln. „Es war der schönste Tag unserer Tätigkeit, als wir durch Radio Moskau erfuhren, dass an der Front ein österreichischer Soldat mit dem ,Soldat im Westen’ auf die russische Linie übergelaufen war. Das war für uns der Beweis, dass unsere Arbeit nicht zwecklos war“. „Der politischen Tätigkeit der ,Mädel’ kam die Sehnsucht solcher Soldaten nach menschlicher Aussprache entgegen, nach einer freien Stunde, die sie in der zivilen Umgebung eines Cafés mit einer gutaussehenden Frau einfach verplaudern konnten“. Oft fahren die Frauen in bis zu 50 Kilometer entfernte Dörfer, um dort Soldaten „aufzureißen“, damit diese ihnen nicht nachgehen können und um sicher zu sein, sie nicht in Paris auf der Straße zu treffen. In Versailles gibt es eine Kaserne, wohin viele Soldaten von der Ostfront transferiert werden, um dann abermals an die Ostfront zurückgeschickt zu werden. So bietet dieser Pariser Vorort eine relativ sichere Anlaufstelle.